Sonntag, 19. August 2007

Kansai

Heute morgen bin ich aus dem Urlaub zurueckgekommen.
Wir sind zu viert in die Kansai-Region gefahren. Am Samstag vormittag sind wir mit dem Shinkansen von Tokyo Eki nach Kyoto gefahren. Dort angekommen, haben wir ersteinmal unser Hostel aufgesucht, das war ganz in der Naehe vom Bahnhof und totaaal gemuetlich.
Am gleichen Tag noch sind wir (zu Fuss!) zum Fushimi Inari Jinja gelaufen, eine der Hauptattraktionen Kyotos. Wir hatten Glueck, alle Touristen waren wohl am Nachmittag dort gewesen, es war fast niemand dort. Wir sind einen Berg dafuer mit Treppen hochgeklettert und oben angekommen hatten wir so eine herrliche Sicht ueber die Stadt, dass wir gleich noch fuer den ganzen Sonnenuntergang dortgeblieben sind.





Insgesamt hatten wir drei Naechte in Kyoto und haben sehr viel von der Stadt erleben koennen. Darunter natuerlich auch ein wenig des normalen Touristenprogramms mit Tempel angucken, Izakaya und so weiter. Am besten hat mir der Philosophenweg gefallen, das ging entlang eines Baches und war sowas von ruhig und schoen. Am Rande dieses Weges gab es immer wieder kleine Handwerkslaeden und kleinere Schreine und Tempel, die ganz verlassen waren. Sehr schoen war es auch abends am Ufer des Flusses, wo ganz viele Leute einfach nur dagessen haben und sich unterhalten haben.



Osaka war total anders. Kyoto ist ja Touristen und Auslaender gewohnt, aber Osaka...naja also es ist eine Stadt der krassen Gegensaetze. Ich habe noch nie so viele Menschen ohne Zuhause gesehen und nur 20 Minuten Fussweg entfernt ist der Riesen-Shopping-Bezirk mit tausenden Geschaeften und Untergrund-Shoppingmalls, Luxusgeschaeften und Restaurants. Ich weiss noch nicht so genau, was ich ueber Osaka denke...



In den 4 Naechten, die wir dort geblieben sind, haben wir die Stadt wirklich gut kennengelernt. Zwar auch ein bisschen das Standardprogramm (Okonomiyaki essen gehen, die Burg Osakajo, Innenstadt, ...) gemacht, aber alles hatte seinen eigenen Reiz. Sehr cool war dann gestern die "Spa World". Ein riesen Teil von Entspannungsbad, in dem wir den ganzen Nachmittag verbracht haben und vom Japanischen Onsen-Bereich in die Salz-Sauna, dann wieder Massagebad, Sauna, Ausruhen, Massagedusche, Ausruhen diesmal im Freilicht-Bereich, ... Kimochii ga ii!!! Und alles fuer nur 1000 Yen Eintritt! Wie geil.
Eine ganz wunderschoene Stadt ist Kobe, die nur eine halbe Stunde mit der Bahn von Osaka entfernt liegt. Wir haben dort einen Tag verbracht und man kann eigentlich alles zu Fuss ablaufen. Es gibt dort auch eine Chinatown, aber der Hafen war tausendmal schoener. Warum Kobe...ich wollte immer schon mal sehen ob es stimmt, dass es dort schoen ist. Der Tag in Kobe hat mich ganz melancholisch gemacht. Shun kommt aus Kobe.







Allgemein, wir haben in Osaka den heissesten Tag in Japan erlebt (40 Grad!!) und die ganze Woche waren aehnliche Temperaturen. Kansai ist toll, aber ich habe Tokyo am Ende doch schon etwas vermisst. Tokyo ist eine Region, in der auch viele Leute von ueberall aus der Welt leben. In Kansai hingegen kommen die Leute nur zum Sightseeing hin. Die Mentalitaet ist einfach sehr unterschiedlich. Obwohl, Kyoto war sehr freundlich, und Kobe auch. Osaka barg viele schoene Erlebnisse, jedoch hatte sie eine gewisse Ausstrahlung, die ein sich-Wohlfuehlen nicht einhfach macht (es sei denn, man haengt gerade mit geschlossenen Augen in der Spa-World ab).






Dienstag, 17. Juli 2007

Ernste Sache

In den letzten Tagen wurde Japan von einigen boesen Naturkatastrophen heimgesucht. Im Sueden gab es sehr schwere Regenfaelle aufgrund eines Taifuu, bei dem mehrere hundert ! Liter pro Quadratmeter fielen. Zumindest hab ich das so gehoert. Und gestern und heute gab es in der Niigata Praefektur ein schlimmes Erdbeben (Staerke 6) bei dem viele Menschen obdachlos geworden sind und auch einige ums Leben kamen. Das ist wirklich tragisch und natuerlich war es wirklich sehr in der Naehe. Tokyo hat nichts (naja nur einen Tag Regen wegen eines Auslaeufers) vom Taifuu abbekommen, weil der sich zum Pazifik aufgemacht hat. Wir haben wirklich schon ueberlegt, ueberhaupt aus dem Haus zu gehen, nur fuer den Fall, dass der Taifun ankommt. Gut, dass wir gegangen sind! Ein verregneter Abend, an dem uns eine japanische Freundin (Satoe) einen SUPER Raamen-Laden in Roppongi gezeigt hat! Wer es jetzt nicht weiss: Raamen ist eine Art chinesische Nudelsuppe aus leckerer heisser Bruehe mit ein paar Scheiben feingeschnittenem Lauch on top und eigentlich auch so ner duennen Scheibe Schweinefleisch. Ich bevorzuge ohne. In letzter Zeit kann ich kein Schwein essen, irgendwie. Und ich habe feststellen duerfen, dass ich kaum noch einen Satz Franzoesisch kann! Wie traurig! Es ist also wahr, dass man pro Jahr nicht-Verwenden einer Sprache ca. 20% des erlernten einfach vergisst.

Samstag, 7. Juli 2007

Bahnfahren

Oft ist es so, dass man in der Bahn total mit den Gedanken woanders ist. Eigentlich ganz ok, denn ich finde sonst nie Zeit, ueber alles nachzudenken. Die Erlebnisse zu verarbeiten, von der Arbeit abzuschalten und so weiter. Da kam mir heute morgen der Gedanke, dass alle Japaner auf der Bahn die Augen zumachen, und zwar auch teilweise wegdoesen...aber oft eben nur mit geschlossenen Augen so dasitzen/ dastehen. Es ist ihnen wahrscheinlich unangenehm, moeglicherweise von anderen Personen angesehn zu werden, und so verschliessen sie einfach Ihre Augen davor (oder lesen ein Buch). Aber es gibt welche, die sind irgendwie anders. Die gucken in der Gegend herum. Ich frage mich, ob das Menschen sind, die sich von der Mehrheit irgendwie unterscheiden..? Oder ob es gar nichts zu sagen hat. Ich stelle mir dann jedenfalls vor, dass es ganz offene Leute sind, die am liebsten ein Gespraech anfangen wuerden ueber wichtige Sachen, die in der Welt passieren oder ihre Meinung aussprechen moechten. So traeume ich mich davon, morgens und abends in der Bahn.

Sonntag, 24. Juni 2007

Nikko National Park

Dieses Wochenende war so schoen. Wir sind gestern mit einer kleinen Gruppe nach Nikko gefahren. Es gibt da sehr viele Tempel und Schreine (Weltkulturerbe der Unesco) von denen wir uns allerhand angeschaut haben und eine ganz wunderschoene Landschaft. Ueberall stehen beeindruckend alte Zedern und es gibt viele wilde Baeche, oder zumindest einen, der immer wieder meinen Weg gekreuzt hat. Es ist ganz bergig und es gibt wilde Tiere, von denen ich auch gleich hordenweise entdecken konnte.

Ich war allein unterwegs und mir sind heute morgen beim Laufen mindestens 20 Affen begegnet, dazu ein echtes grosses Reh. Heute nachmittag beim Wandern habe ich noch ein weiteres gesehen und zwei Affen ;-) Total cool. Wir waren ja nur 140 km von Tokyo entfernt. Und wir sind ein Drittel vom Berg Nantai, eigentlich ein Vulkan, in einer halben Stunde hochgekraxelt (es war sowas von steil!).

Ich glaube, ich habe mich lange nicht mehr so erholt gefuehlt. Spaet am gestrigen Abend haben wir ein Open-Air-Onsen besucht, wo man hinwandern konnte (Nachtwanderung! wie auf Klassenfahrt :-)). Unter den Sternen in der heissen Quelle. Kimochii! Und es waren total wenig Leute dort. Die Nacht habe ich auf einem Futon geschlafen und heute morgen in der Herberge habe ich das beste Fruehstueck gegessen, das ich jemals in Japan bekommen habe. Es gab Toast mit Marmelade, Kaffee und Ruehrei, Salat. Herrlich!

Dann, es gab einen Wasserfall auf der Wanderung zu sehen (97 m) und gestern auf der Tempel-Wanderung haben wir in einem mobilen Cafe lecker (was wohl..?) Kaffee getrunken. Der Besitzer war ein echter Nikko-Eingeborener und -Fan und hat uns willkommen gehiessen. Von ihm hatten wir den "heissen" Tipp mit dem Onsen bekommen und auch den Weg zur Herberge aufgemalt bekommen. Planlos, wie wir sind, hatte sich naemlich keiner die Adresse davon mitgenommen :-)) und obwohl wir uns heute alle verloren haben (wir sind in 3 Gruppen zefallen), war das ein gelungener Ausflug.






Ernesto's Cafe


Hier fuehre ich alle zur Herberge, mit der prima gezeichneten Karte vom Cafebesitzer :-)

Dienstag, 19. Juni 2007

Sonntag, 17. Juni 2007

Freak Town


Heut nachmittag waren wir mal wieder am Imperialistenpalast. Es ist dort ziemlich langweilig. Man kann aber einmal drum herumlaufen. Die Strecke ist ganz beliebt bei Laeufern und Radfahrern, und staendig sieht man sie mit ner Flasche Wasser in der Hand vorbeiflitzen oder eben auf nem schicken Rennradl vorbeisausen. Da wird man ganz neidisch! Ich will auch wieder auf meinem roten Rennesel uebers Land fahren! Oder durch Tokyo....

Unterwegs zum Yasukuni Jinja haben wir dann irgendwie den Thorsten verloren. Wer sich jetzt wundert, dass wir zu diesem Schrein gegangen sind - wir waren einfach nur neugierig, was das fuer Leute sind, die dort hingehen. Der Yasukuni Jinja ist beruechtigt dafuer, dass die Kriegshelden Japans verehrt werden und die unsaglichen Kriegsverbrechen, die durch sie begangen wurden, verneint werden. Ganz schoen uebel. Als wir gegangen sind, wurden wir von einem Japaner angesprochen, ob wir aus Deutschland kommen. Und er hat uns sehr stolz davon erzaehlt, dass es in seiner Familie eine Tradition ist, dem Shintoismus zu folgen, yare yare...er war ein bisschen von sich ueberrascht, er habe wohl noch nie Auslaender angequatscht. Naja war schon komisch. Und er meinte, dass dieser Schrein sehr schlechtes Ansehen hat (z.B. bei den Chinesen) und ich glaube er wollte irgendwie entschuldigend sein. Ach keine Ahnung. Japan hat ein zweites Holocaust in Nanking veranstaltet und dieser Schrein versucht zu behaupten, es haette nie stattgefunden. Da gibt es nichts zu entschuldigen!

Danach sind wir dann mit der U-Bahn nach Akihabara reingefahren. Ich glaube, es wird "Electronic Town" oder so genannt. Es ist unglaublich bunt und laut da und am Wochenende ist die 3-spurige Strasse, die dort hindurchgeht, fuer Autos gesperrt. Dann sind dort lauter Strassenkuenstler, Bands, lustig und bunt angezogene Leute und haufenweise Freaks, die sich selbst darstellen. Also es ist wirklich krass dort, aber ueberhaupt nicht ueberraschend. Es ist genau das, was wir uns in Europa unter Japan vorstellen. In den Laeden gibt es den allerneusten Elektronikkram zu kaufen. Als ich zum ersten Mal da war, fand ich echt alles normal. Aber heute, da kam es mir doch ganz schoen abgedreht vor. Daher der neue Name - "Freak Town"






Samstag, 16. Juni 2007

Sehnsucht

Loneliness is like hunger; it isn't outside but inside oneself. To be lonely is to sense that one lacks something, something vitally necessary.
Das ist ein Satz aus dem Buch, das ich gerade lese. Oh, wie wahr es ist! Und man muss auch aufpassen, dass man nichts falsches isst..!
Gestern waren wir mit Leuten unterwegs, war das wieder schoen! Wiedermal im Muse gelandet, ist einfach nett da. Naechstes Mal gehen wir woanders hin. Aber dort gibt es ziemlich viele Auslaender. Ungefaehr die Haelfte der Gaeste, wuerde ich sagen. Die Japaner, die dort hinkommen, interessieren sich fuer Auslaender und sind daher wirklich einfach kennenzulernen (Mann wie Frau). Susi hat bestimmt 5 Getraenke spendiert bekommen. Wie schade, dass das in Deutschland so am aussterben ist ;-)

Freitag, 8. Juni 2007

Japan rockt

Diesen Mittwoch war ich mal auf nem Rockkonzert. Das war so richtig Japanisch, aber die Band waren die Red Hot Chili Peppers.
Naja Einlass war so um 7, wir sind natuerlich viel zu spaet gekommen, weil wir uns auf dem Riesengelaende vom Tokyo-Dome nicht gefunden haben. Als wir dann endlich halb 8 drinne waren, haben sie doch echt schon angefangen zu spielen!? Wir haben bestimmt die ersten 2 Lieder verpasst, naja egal. In der ganzen riesen Halle gab es nicht einen Sitz-oder Stehplatz, der nicht zugewiesen war. Sogar unten im Pulk! Es war alles so unglaublich ordentlich, niemand hat geraucht und alle standen auf den ihnen zugewiesenen Plaetzen. Kaum vorstellbar, bei schaetzungsweise 50000 Gaesten.
Unten, wo man normalerweise nur steht, war fuer jeden ein Klappstuhl aufgestellt und die gesamte Flaeche war nochmal in Bloecke unterteilt, so dass sich nie mehr als 30 Leute in die Quere kommen konnten. Zwischen den Reihen standen natuerlich alle. Ja, aber Platz zum Rumspringen war nicht wirklich. Demnach haben auch alle ziemlich ruhig getanzt (genau auf dem viertel Quadratmeter vor dem jeweiligen Klappstuhl) und es gab natuerlich auch keine Verletzten. Die Veranstalter waren sich ihrer Sache so sicher, dass draussen nichtmal ein Krankenwagen fuer den Notfall herumstand. Also ich hab mich gefuehlt wie auf nem anderen Stern. Das Konzert war aber schoen und sie haben relativ lange gespielt (2 Stunden sind schon ok).
Leider kann man auf den Photos kaum war erkennen. Hier ein einziges:

Mittwoch, 6. Juni 2007

Matsuri

Danke Dir Ben fuer den klasse Kommentar.
Um das ganze zu veranschaulichen, hier sind ein paar bunte Bilder vom Sanja Matsuri (in Asakusa) sowie auch vom Kanda Matsuri (letzes Bild).
Please, enjoy!



Normalerweise sind Tatoos am Oberkoerper, und sie auch noch zu zeigen, voellig TABU. Aber auf Matsuri ist es eine Ausnahme. Tatoos sind ein Zeichen fuer Yakuza und daher gefuerchtet. Man kann es sich kaum vorstellen, aber man hoert ziemlich boese Dinge.





Sollen ganz lecker schmecken - Tintenfischbaellchen





Eines von Susis Photos. Ich hatte an dem Tag meine Kamera vergessen. Das Trommeln nennt sich Taiko und ist wirklich eindrucksvoll.

Samstag, 2. Juni 2007


Waah, wie schrecklich!!! Es ist schon ein Drittel meiner Zeit hier vorbei! Und man hat es gar nicht gemerkt.
Es gibt immer viel zu arbeiten und die Freizeit ist wirklich knapp.
Trotz allem...es ist cool. Letztes Wochenende Freitag waren Susi und ich zu einer Japanischen Familie zum Abendessen in ihrem Haus eingeladen. Das war wirklich ein Erlebnis. Es gab Teezeremonie, Origami, lecker Essen und jede Menge Sake. Und eine prima Gelegenheit, Japanisch zu sprechen, weil alle kein Englisch sprachen, oder kaum Englisch. Es war grossartig. Wer in Deutschland wuerde schon ein paar wildfremde Auslaender in sein Haus einladen? Dieser Abend war wirklich inspirierend.



Am Tag darauf gab es im Imperial Palace North Garden im Nihon Budokan eine riesengrosse Massen- Aikidoveranstaltung. Aikidogruppen aus ganz Japan waren angereist und insgesamt waren um die 10000 Menschen anwesend. Auch meine Aikidogruppe und ich. Jede Gruppe hat fuer ein paar Minuten auf einer der Matten ihr Aikido vor dem Dosho (Ueshiba Kisshomaru) und all den anderen Menschen gezeigt. Vom Hombu Dojo waren ganz viele Vorfuehrungen. Ja wirklich cool, da mitgemacht zu haben. Hinterher sind wir ins Izakaya gegangen. Ganz wie daheim!









Gestern abend, Freitag, war ich dann das erste Mal in Tokyo "clubben". Ich bin im "Muse" gewesen. Jeder, der mal in Roppongi die Nacht verbringen will, sollte da hin gehen. Ich kann es nicht beschreiben, aber es war der beste Club, den ich je gesehen habe. Und wenn man in Tokyo weggeht, muss man bis zum naechsten Morgen bleiben, weil Nachts die Bahnen nicht fahren. Und dann war mir an diesem Morgen nur eine Stunde Schlaf gegoennt. Warum, verrate ich nicht ;-)
Und in dieser Woche hatten wir 2 Erdbeben! Das eine war nur leicht, aber heute konnte man es richtig fuehlen. Es war ein paar Kilometer noerdlich von Tokyo und war hier nicht mehr allzu stark, aber es war auf der Richterskala eines der Staerke 4. Es bebt haeufiger ganz leicht. Man spuert es nicht, aber hier im Haus zittern die Waende so leicht, dass nur die Fenster ein bisschen klappern. Ja das ist aber ganz normal hier. Keine Sorge!

Samstag, 19. Mai 2007

Catch the train...which direction?

Vor genau einer Woche habe ich etwas Grosses und Schoenes verloren. Naja, womoeglich noch eher. Und waehrend ich zuvor eigentlich schon an einem Punkt gewesen war, die Nase voll von Japan zu haben, ereignen sich neuerdings lauter erfreuliche Dinge.



Anstatt mich am letzten Sonntag nicht aus der Wohnung zu bewegen, hab ich mir nen Ruck gegeben und bin mit den anderen (Susi, Peter, Michael, Ken) nach Tokyo reingefahren, zum Kanda Matsuri. Wir haben ein paar Japaner gefragt, was der Hintergrund des Festes eigentlich ist und warum sie solche Holzschreine auf ihren Schultern tragen und immer "Saaaa...yoooo!!" rufen. Naja hatte niemand gewusst. Hauptsache Feiern eben ;-) Ja jedenfalls waren da sehr viele Leute und es gab allerlei interessantes Japanisches Essen. Und eine Taiko-Gruppe, die waren super!
Wir sind dann weiter zum Yoyogi Koen und da gab es ein prima grosses Thai Food Festival. Der Park war voller offenherziger Menschen, die einfach ganz entspannt ueberall herumsassen und das leckere Essen genossen haben. Ja dort bin ich auch bis zum Abend geblieben, hab noch meinen Mitbewohner getroffen und den Trommlern zugeschaut und den Leuten, die getanzt haben. Grossartiger Ort, wenn man Leute treffen will.
So die letzte Woche war dann etwas mehr von Arbeit erfuellt, macht aber viel Spass. Im Moment bin ich in der CTR-Section alleine, weil Karen auf Geschaeftsreise ist. Auch mal ganz interessant. Spaetenstens jetzt lerne ich, was selbstaendiges Arbeiten ist.

Gestern abend war ein sehr interessanter Abend. Wir hatten vom Gartenfest der Deutschen Botschaft gehoert und hatten uns Karten besorgt. Also, wir, das waren die Bosch-Interns. Eine Wohltaetigkeitsveranstaltung fuer "in Not geratene Deutsche in Japan". Dachte ja erst, die Jungs haben sich das ausgedacht um mich zu veraeppeln, aber nach der Ansprache des Botschafters hab ich es dann doch geglaubt. Es ist unglaublich, wieviele langweilige Typen es da gab! Kaum 3 Jahre fertig mit Studieren und schon halten sie sich fuer uebernatuerliche Wesen, weil sie viel Kohle verdienen etc. Na gut, mit allen 700 Gaesten hatte ich mich nicht unterhalten, aber die Veranstaltung war enttaeuscherderweise schon bissl steif. Gut, dass ich da war und alles etwas aufgelockert habe ;-))
Naja spaeter waren die anderen schon gegangen und ich wollte mich auch gerade zum Gehen wenden, da passiert doch etwas Unglaubliches. Ich komme in diesen Raum in der Villa und da spielt jemand total klasse Klavier. Ich mich hingestzt, um zu lauschen, und die Frau neben mir meint so "Kaum zu glauben, wie gut der Klavier spielt, so wie der aussieht, wuerde man dem das gar nicht zutrauen!". Sowas, oder? Dabei war er nur nicht in Jackett, sondern in laessiger Jeans und Shirt. Ja. Traurig, wie man so oberflaechlich sein kann. Und genau dieser Mann, o-namae ha Shun-kun da, ist der erste Japaner, den ich treffe, der seine Gedanken und Gefuehle in Worte fasst und sie offenbart.
Im Moment entdecke ich Japan ganz neu und das auch wegen Erlebinssen wie diesen. Es gibt viele schlechte Dinge, und viele Menschen hier scheinen sich von anderen Menschen nur durch ganz wenig zu unterscheiden. Ich meine damit insbesondere, eine unabhaengige Meinung zu haben.
Orte wie im Sueden des Yoyogi Koen und die Festivals, die da stattfinden (heute waren Shun und ich auf dem Jamaican Festival - herrliche Atmosphaere!) sind die beste Moeglichkeit, Leute kennenzulernen. Und zwar, weil sie nicht gerade einkaufen oder zur Arbeit gehen, sondern entspannen und den Trubel geniessen. Und naja, Leute, die vor Auslaendern Angst haben, gehen gar nicht erst hin an solche Plaetze. Ich glaube, die naechste Zeit in Japan wird mir vieles beibringen. Jetzt bin ich wieder offen^^

Samstag, 5. Mai 2007

Onjuku Beach

Gestern, ein herrlicher sonniger und windiger Tag, sind wir Bosch-Praktikanten gemeinsam ans Meer gefahren. An den Pazifischen Ozean! Es gab tolle Wellen, haufenweise Surfer und man konnte sogar baden gehen (irgendeiner warmen Meeresstroemung zu verdanken). Der Ort heisst Onjuku und war mit dem Zug 1,5 bis 2 Stunden entfernt von Funabashi. So ein Tag ist wie Urlaub und erinnert mich schmerzhaft an die schoene Ostsee, die ich in diesem Sommer nicht einmal zu Gesicht bekomme :/ Naja der Pazifik ist zwar kein Trost, aber durchaus ein Ersatz. Tolle Muscheln findet man hier...ganz bunt. Es wird in diesem Sommer nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich dorthin fahre.








Montag, 30. April 2007

Der erste Monat ist vorbei

Mein Zeitgefuehl schwindet dahin. Der erste Monat ist schnell vergangen, aber waehrend er so verging, kam er mir ewig lang vor. Ein bisschen Heimweh hat mich auch eine Weile beschaeftigt, so dass mir gar nicht nach Schreiben war.
Honeymoon has worn off und ich bin immer noch dabei, fasziniert und kopfschuettelnd zugleich diese Welt zu erkunden.
Schoene Natur ist beherrschte Natur, jedenfalls in Japan. Heute haben wir einen Ausflug zum Takao-san gemacht und ich habe mich schon darauf gefreut, Wandern zu gehen. Am Ende wurde daraus nur ein anstrengender Spaziergang. Wenn ich alle paar hundert Meter eine Ausruhstation mit Imbisstaenden und Getraenkeauteomaten finde, fuehle ich mich kaum in der Natur. Dass so viele Leute dort unterwegs waren, liegt natuerlich daran, dass heute ein Feiertag ist. Zum Glueck waren wir eine gute Gruppe, so dass ich gut abgelenkt wurde.
An sich war es aber sehr schoen dort. Es gab auch einen buddhistischen Tempel dort und ueberall gab es kleine Steinstatuen und Schreine.
Hier ein paar Eindruecke:











Sonntag, 8. April 2007

Abseits der Wege...


Heute war ein wirklich bemerkenswerter Tag. Es hat die Sonne geschienen, es war wesentlicher waermer als in den letzten Tagen und ich bin recht frueh aufgebrochen, um den Yoyogi Park und den Meiji Schrein zu erkunden.
Hier sind Photos vom Park und vom Schrein.




Der Yoyogi Kooen ist ein schoener kleiner Wald, wo man durchspazieren kann. Allerdings gibt es viele Touristen. Der Schrein an sich ist schon ziemlich gross angelegt. Auch hier gibt es noch mehr Touris, und ich habe sogar zwei traditionelle Hochzeitsgesellschaften gesehen. Ich bin zum Hauptschrein gegangen und habe mir etwas Grosses und Schoenes gewuenscht ^^
Der Ort ist aber einfach zu....voll. Ich war schnell satt und habe stattdessen Shibuya erkundet. Hinter unserem Buerogebaeude gibt es richtige Schaetze Japanischer Kultur. Ich habe gleich drei Schreine in einer Strasse gesehen, wovon einer auch ein Kendo-Dojo hatte, in dem die Kinder mit lautem Ki-Ai aufeinander losgingen. Wer haette das gedacht!



Aber an einem Sonntag ist die Gegend da wie ausgestorben. War irgendwie auch komisch. Also hatte ich beschlossen, wieder nach Funabashi zu fahren, ich hatte da mal im Vorbeilaufen einen tollen japanischen Garten gesehen. Allerdings bin ich kurzerhand drei Stationen frueher ausgestiegen, ich hatte gehoert, es soll da einen grossen Fahrradladen geben. Bin wohl in die verkehrte Richtung losgestiefelt, weil ich nur durch eine schmale Strasse mit lauter kleinen Laeden kam. Es ging leicht bergauf, und am Ende des Berges konnte ich ein interessantes Gebaeude sehen. Es war der Eingang zu einem O-Tera!! Genauer, Higashiyama irgendwas. Eine riesengrosse Anlage erwartete mich, in der es nur Einheimische gab! Es war ein bisschen windig, und die Blueten wurden wie Schneeflocken ueber den Platz geweht. Man konnte eine Trommel hoeren, und als ich dem Geraeusch nachging, war es ein echter Moench, der in einem der Gebaeude sass und wie in Trance immer den gleichen Takt schlug. Dazu gab es mehrere Familienschreine und auch einen grossen Friedhof. Der ganze Ort war einfach schoen und ich glaube, dies wird als eines der schoensten Erlebnisse in Erinnerung bleiben. Als ich zurueckging, habe ich in einem kleinen Laden einen Talisman gekauft.





















Gestern war aber auch nicht schlecht. Ich hatte die Gelegenheit, Hanami zu machen. Also ein grosses Picknick in einem Park unter den bluehenden Baeumen. Viel gibt es nicht davon zu erzaehlen...aber es ist so, dass die Leute unglaublich entspannt sind, wenn sie so ihre Freizeit verbringen. In einer Welt, in der es manchmal so stressig zugeht, ist das eines der erfreulichen Details, die man entdecken kann. Hanami ist auch eines der Highlights in der Fruehlingszeit. Habe mich versucht, ein bisschen auf Japanisch zu unterhalten. Aber so einfach ist es nicht. Ich verstehe meist nur ein bisschen von dem, was mein Gegenueber sagt, und so kann man wirklich keine Unterhaltung fuehren. Aber die meisten wollen sowiso lieber Englisch sprechen, um darin besser zu werden. Dann verhaelt sich die Sache anders herum. Aber es hat wirklich Spass gemacht, habe sogar schon wieder zwei Visitenkarten bekommen. Ich sollte mir auch so etwas anschaffen^^




Mittwoch, 4. April 2007

Neues aus Funabashi

Heute habe ich meinen ersten Japanischen Regenschauer miterleben duerfen. Eine von meinen Kolleginnen war so lieb, mir einen ihrer drei Regenschirme zu borgen. Naja dafuer war ich eben nur 30 cm von den Fuessen aufwaerts klatschenass. Aber sowas soll hier haeufiger sein, oder auch tagelang nur solch ein Regen. Ich denke, dass ich mir bei der naechsten Gelegenheit Gummistiefel anschaffen sollte.
Trotz oder gerade wegen nasser Fuesse habe ich noch einen Abstecher nach Centoraru (Central) Funabashi gemacht, um eben solche praktischen Schuhe zu erstehen. Ich endete in einem 105 Yen Shop, und kam, da es keine Gummistiefel dort gab, mit diversem Kleinkram (persoenliche Esstaebchen, Tuch um OBento einzuwickeln, Kaffeetasse, Briefumschlaege, Snack, Plastikregenanzug) wieder hinaus. Das verlockende an so einem Laden ist, dass jeder Artikel nur 105 Yen kostet! Das Konsumfieber hat mich nun wohl erwischt. Mein Abendbrot. 5 Minuten Nudeln und neue Staebchen.


Als ich nach Hause kam, habe ich mich erstmal mit Waschmaschine und Trockner angefreundet. Wir sprechen aber irgendwie nicht die gleiche Sprache. Ich hab einfach irgendwelche Knoepfe gedrueckt. In Japan haben die Waschmaschinen nur Kaltwasserprogramme. Die Bakterien, wenn vorhanden, toetet man im Trockner durch die schwindelerregenden Drehzahlen ;-))
Und da die Drehachse der Trommel vertikal liegt, kann man sogar den Deckel oeffnen und beim Waschen zusehen.




Das Photo unten zeigt einen Blick von einer Bruecke herunter, die auf meinem Weg zur Fabrik liegt.


Dienstag, 3. April 2007

Die ersten Arbeitstage

Also das ist schon unglaublich. Eigentlich stehe ich immer noch neben mir. Wie selbstverstaenlich schiebe ich mich morgens mit den Massen durch die Bahnhofsgaenge und hinein in knackevolle Bahnen, schaukele mit ihnen durch Zentral-Tokyo und lasse mich vom Strom wieder aus dem Zug und der Station heraustragen... es ist merkwuerdig, einen fast identischen Tagesablauf mit Millionen von Menschen zu haben und dennoch sich zu fuehlen, als sei man fremd. Ja naja, das bin ich ja auch gewissermassen. Die Aussicht aus dem 12. Stock (wir sind ein kleines Hochhaus) ist jedenfalls einmalig. Und das Kantinenessen auch! Morgen allerdings arbeite ich nicht in Shibuya, sondern in der Fabrik in Funabashi. Ich hoffe, ich finde bald ein Fahrrad, damit ich nicht immer 40 Minuten dort hinlaufen muss. Die Freizeit ist unter der Woche doch reichlich knapp bemessen. Wohl dem, der Student ist ;)

Samstag, 31. März 2007

Die ersten Tage

So da bin ich nun endlich angekommen im fernen Japan.
Bis jetzt ist alles ganz prima gelaufen und ich habe schon sehr viele Dinge erkundet.
Am ersten Tag musste ich am morgen mit der Bahn von Narita nach Funabashi fahren. Dort habe ich auch gleich schon die ersten Japaner kennen gelernt. Sie haben mich gefragt, ob wir uns wieder treffen koennen, wenn ich Zeit habe. Ich denke, zum naechsten Wochenende rufe ich dort an.















Also es ist alles total interessant und es ist wirklich so, wie man es sich vorstellt...die Haeuser sind alle ganz klein und es gibt viele Menschen, es ist alles ganz bunt und ueberall gibt es hochmoderne haessliche Betonkloetze von Haeusern, leider. Aber ich habe auch schon viele alte Haeuser entdecken koennen. Die sind dann eben etwas besonderes.
Gestern habe ich mit ein paar meiner Mitbewohner einen Ausflug nach Odaiba gemacht, das ist am Hafen von Tokyo. Wir haben eine Motorradmesse besucht und danach in der Daemmerung die coole Aussicht auf die Tokyo Bay erhascht.

Heute habe ich mir etwas Zeit genommen, meine Stadt besser zu erkunden. Also man lebt hier denke ich schon besser als irgendwo in Tokyo. Es ist relativ ruhig, preiswert und ueberschaubar...sofern man das von einer 550000-Einwohner-Stadt behaupten kann.
So da war ich also auf meinem Spaziergang am Hafen, und auf dem Weg zurueck sehe ich Kinder mit so laenglichen Taschen in ein Gebaeude laufen. Sah mir ernst nach Budo aus und ich so hin, gleich den ersten Menschen gefragt, der mir ueber den Weg lief und Tadaa - ein Kendo-Dojo. Kein Problem, Anfaenger haetten sie viele, und es kostet nichts.















Mir wurde dann gleich ein Bokken in die Hand gedrueckt und ich durfte mit den Kindern meine erste Lektion in Kendo erhalten. Da ich sonst nicht viel zu tun habe, werde ich nun einmal die Woche dort mitmachen. Ueber die freundliche Aufnahme habe ich mich wirklich gefreut. Warum nicht Aikido? Also bislang habe ich kein Dojo finden koennen und einer hat mir bereits gesagt, dass es in ganz Funabashi keines gaebe. Heute jedoch sagte einer der Kendo-ka, dass es hier bestimmt eines gibt. Das macht doch Hoffnung!
















Spaeter dann, am Nachmittag, habe ich noch eine zweite Tour gewagt, diesmal habe ich endlich den Schrein etwas naeher in Augenschein genommen, dann aber vor dem eigentlichen Eintreten beschlossen, mir das ganze mal von einem Japaner zeigen zu lassen, bevor ich mich auffuehre wie ein Elefant im Porzellanladen. Aber es sah wirklich sehr schoen aus, im Moment ist gerade die Kirschbluetenzeit in Japan. Habe gestern aber von einer Japanerin (Makiko) erfahren, dass da spaeter gar keine Kirschen dran sind! Beschmuh! Dann habe ich noch einen Abstecher zum Second Hand Laden gemacht - der war suuper! Ich habe mir eine Gitarre samt Koffer fuer 3900 Yen gekauft. So und darauf werde ich nun ein bisschen herumklimpern!